Alles über Architektur

 

Architektur ist das Studium, die Kunst und die Umsetzung der Entwürfe von Gebäuden und anderen Strukturen (wie Web-Architektur). Der Begriff wird auch verwendet, um den Aufbau eines Objekts zu beschreiben, z.B. die Gebäudearchitektur. Das Wort selbst stammt vom griechischen architekton, was „Haupt-“ (archi) und „Baumeister“ (tekton) bedeutet und sich somit auf die Person bezieht, die für den Bauplan zuständig ist: den Architekten.

Mithilfe von Architekturgewohnheiten lassen sich Zivilisationen nach bestimmten Gestaltungskonventionen verwurzeln. Mit anderen Worten: Wir können Zivilisationen nach ihren verbleibenden architektonischen Meisterleistungen identifizieren. Sehr wahrscheinlich ist das der Grund, warum Architektur als Beruf so geschätzt wird und Gebäude als wichtige Symbole bestimmter Kulturen und in vielen Fällen als großartige Kunstwerke anerkannt werden.

 

Die Philosophie der Architektur

Architektur ist ein Zweig der umfassenderen Kunstphilosophie, die sich auf die ästhetischen Eigenschaften von Gebäuden konzentriert, also auf die wahrgenommene Schönheit innerhalb der errichteten Umwelt, sowie auf die logische Semantik der Architektur. Damit ist die Bedeutung von Strukturen gemeint, z.B. was wir über die Absicht des Architekten annehmen können und welche Auswirkungen Gebäude auf breitere Kontexte der Gesellschaft, Politik, Geschichte usw. haben.

Die Architekturphilosophie untersucht Fragestellungen, die das Wesen der Architektur als Kunstform, Gestaltungsmittel oder andere Produktions-/Herstellungsverfahren betreffen. Sie befasst sich mit architektonischen Produkten: was sie sind; wie sie sich von nicht architektonischen Objekten unterscheiden; wie wir uns kollektiv auf sie beziehen. Sie erforscht auch bestimmte architektonische Eigenschaften wie Raum, Form, Licht und wie diese als spezifisch architektonische Merkmale angesehen werden können.

Schließlich beschäftigt sich die Architekturphilosophie auch mit den verschiedenen Arten von Architektur: Wie wir Vorkommen und Gruppierungen von Architektur in der Landschaft betrachten. Aber auch die Art und Weise, wie sich unser generelles Verständnis von Architektur und architektonischen Objekten herausbildet, und die sozialen, kulturellen und moralischen Auswirkungen von Architekturgewohnheiten und ihren Objekten gehören zum Untersuchungsfeld.

 

Die Geschichte der Architektur

Zwei Jahrtausende bis ins frühe erste Jahrhundert n. Chr. muss man zurückgehen, um die allerersten Schriften zum Thema Architektur zu finden. Diese stammen aus der Feder des römischen Architekten Vitruv, der mit Beständigkeit, Nutzen und Schönheit die Merkmale eines guten Gebäudes definiert (die ganz zufällig fast identisch sind mit Riluxas drei Kriterien zur Definition von Luxus: beständig, schön gestaltet und für das Leben entworfen, d.h. zum Gebrauch gemacht).

Der italienische Renaissance-Architekt Leon Battista Alberti entwickelte Vitruvs Ideen weiter, indem er unter Schönheit nicht so sehr den ornamentalen Wert als vielmehr die Proportionen verstand, nach denen Architektur streben solle. Erreicht wird dieses Ziel über den „goldenen Schnitt“. Der goldene Schnitt liegt dann vor, wenn zwei Teile eines Ganzen – a und b – ein Verhältnis zueinander haben, das dem Verhältnis ihrer Summe zum größeren der beiden Werte entspricht. Die Große Moschee von Kairouan in Tunesien zeigt beispielsweise im Hauptteil ihrer Gestaltung die Anwendung des goldenen Schnitts. Die architektonische Schönheit beruhte daher viel mehr auf den inhärenten Eigenschaften eines Objekts als auf dem Stil, der erst im 16. Jahrhundert mit der Reihe an Biographien Lebensbeschreibungen der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten von Giorgio Vasari entwickelt wurde. 

Vasaris Schriften waren ein europäischer Riesenerfolg in der Zeit des 18. Jahrhunderts und wurden in vier verschiedene Sprachen übersetzt. Dies führte zu einem breiteren öffentlichen Interesse am Architekturdiskurs und mit der Veröffentlichung des Werkes Contrasts des englischen Architekten Augustus Welby Northmore Pugin 1836 war ein Dialog über die ästhetischen Unterschiede zwischen der modernen, industriellen Welt und der idealisierten neumittelalterlichen Welt der gotischen Architektur bereits in vollem Gange.

Der englische Architektur- und Kunstkritiker John Ruskin war im 19. Jahrhundert einer der ersten, der über die philosophische Bedeutung architektonischer Schönheit als Hilfsmittel für „geistige Gesundheit, Kraft und Vergnügen“ schrieb, und entwickelte die Idee, dass Gebäude „geschmückt“ – und nicht nur gut proportioniert – sein müssen, wenn sie ästhetische Qualität erreichen sollen. Und am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde einer Polemik über den Unterschied zwischen Architektur und einfachem Bauwesen erstmals durch die Schriften des Architekten Charles-Édouard Jeanneret, besser bekannt als Le Corbusier, Beachtung geschenkt. Er grenzte Architektur durch die Fähigkeit ab, „mein Herz zu berühren ... mir wohl zu tun. Ich bin glücklich und sage: Das ist schön.“

 

vitruvius

 

Prähistorische Architektur 

Prähistorische Architektur bezieht sich auf jene Gebäude und Siedlungen, die vor dem Nachweis ihrer Existenz entstanden sind. Erst mithilfe archäologischer Ausgrabung und Analyse von Artefakten war es möglich, deren Vorkommen festzustellen.

Zu den frühesten Beispielen zählen neolithische Siedlungen wie Göbekli Tepe in der Südosttürkei und Skara Brae auf den Orkney-Inseln in Schottland.

 

Antike Architektur

Einige der reichsten Beispiele früher Zivilisation werden durch ihre Architektur definiert, wie z.B. die auf dem Gizeh-Plateau in Ägypten gefundene Nekropole von Gizeh der vierten Dynastie, wo sich die großen Pyramiden von Chephren, Cheops und Menkaure befinden, sowie die Große Sphinx von Gizeh – sicherlich das spektakulärste heute bekannte Beispiel antiker Architektur.

Die griechische und römische Architektur in Europa (letztere wurde von ersterer beeinflusst) wurde vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis zum 6. Jahrhundert n. Chr. nach den klassischen Ordnungen entwickelt. Man setzte Elemente einheitlicher Proportionen zusammen, welche durch die Rolle der einzelnen Teile bei der Konstruktion bestimmt waren.

 

sphinx

 

Asiatische Architektur

Die architektonischen Entwicklungen in Asien verliefen auf ganz unterschiedliche Weise als in Europa und Nordafrika. Die religiösen Grundsätze des Hinduismus und wiederum des Buddhismus bildeten die Grundlage für Gebäude, die ab etwa 300 v. Chr. sowohl den Makrokosmos (das Universelle, das Unendliche) als auch den Mikrokosmos (die Unmittelbarkeit der Erfahrung) auszudrücken versuchten: Das Ergebnis war so etwas wie ein Gefühl der Einheit mit der natürlichen Umgebung.

 

Islamische Architektur 

Im 7. Jahrhundert v. u. Z. (oder dionysisch: n. Chr.) zeigte die islamische Architektur Einflüsse sowohl der altorientalischen als auch der byzantinischen Architektur und erstreckte sich entsprechend der Expansion des Osmanischen Reiches von der Türkei über Nordafrika, Indien, Spanien bis zum Balkan. 

Zu ihren Merkmalen gehören Minarette, Muqarnas, Arabesken und die selbsterklärenden Zwiebeltürme (die, obwohl sie aus der islamischen Architektur stammen, eigentlich eher mit der russischen Architektur in Verbindung gebracht werden).

 

Mittelalterliche Architektur

Die mittelalterliche Architektur umfasst die als vorromanisch, romanisch und gotisch bekannten Stile und kommt in bürgerlichen, militärischen und religiösen Gebäuden gleichermaßen zum Ausdruck. Eines der beliebtesten Beispiele mittelalterlicher Architektur ist natürlich die französische gotische Notre Dame de Paris, die zwischen 1160 n. Chr. und 1260 n. Chr. erbaut und 2019 durch einen Brand schwer beschädigt wurde.

Einige der mächtigsten Ausdrucksformen mittelalterlicher Architektur finden sich in den zahlreichen militärischen Befestigungen in ganz Europa, von Beaumaris Castle in Wales bis zu den Mauern von Dubrovnik in Kroatien, wieder.

 

Architektur der Renaissance

Die Renaissance vollzieht sich im 15. und 16. Jahrhundert n. Chr. und bezeichnet einen Zeitraum, in dem das Verständnis des Humanismus (der „Mensch ist das Maß aller Dinge“ nach dem griechischen Philosophen Protagoras) in ganz Europa stark an Zustimmung gewann. Frühe architektonische Beispiele lassen die Wiederbesinnung auf das Wissen, wie man Beton herstellt, und die stilistische Betonung von Symmetrie, Geometrie, Proportionen und Anordnung von Bauteilen gemäß der klassischen Antike römischer Architektur erkennen.

 

Industrielle Revolution und frühneuzeitliche Architektur

Die industrielle Revolution brachte eine gewaltige und rasche Entwicklung von Automatisierung und Maschinerie mit sich, wie sie in keiner anderen Zivilisation zuvor dagewesen war. Auf diese Revolution in der Technik folgte eine Abgrenzung der Architektur, in der es – mehr denn je – um Ästhetik ging, insbesondere um die neue, als „malerisch“ bezeichnete Qualität. 

Die Ornamentik gewann aufgrund der Einfachheit (und der geringen Kosten), die durch die zunehmende Automatisierung möglich war, massiv an Bedeutung. Zum ersten Mal wurde also wissentlich architektonisch Bezug auf die Geschichte genommen (oder kopiert), etwa im Stil der Neogotik und des schottischen Baroniestils. Außerdem legte man ebenso viel Wert auf die Ästhetik von Architekturzeichnungen wie auf die Umsetzbarkeit ihres Entwurfs.

 

Modernistische Architektur

Die Wiederbelebung von Elementen der Frühen Neuzeit führte schnell zu einem reaktionären architektonischen Ausbruch, dessen Schockwellen bis heute andauern. Der Modernismus konzentrierte sich auf die Herstellung qualitativ besserer, maschinell gefertigter Industriedesigns und seine gefürchtetsten Befürworter der Avantgarde gehörten der Bauhaus-Schule an, die das Innenleben von Bauwerken als ästhetischen Ausdruck ihrer funktionalen Qualität freilegten: Funktionalität wurde zur Schönheit.

Der Bauhaus-Stil führte zum Brutalismus in der Architektur in Großbritannien und war an minimalistischen Bauten zu erkennen, welche die für ihre Konstruktion verwendeten Baumaterialien entblößten und sich über die ganze Welt verbreiteten.

Etwa zur gleichen Zeit – Mitte des 20. Jahrhunderts – ging die architektonische Moderne in ihr amerikanisches Pendant, den Internationalen Stil, über, von dem zwei der bekanntesten Beispiele die Zwillingstürme des New Yorker World Trade Center waren, bis sie am 11. September 2001 von Terroristen zerstört wurden.

 

école bauhaus

 

Postmoderne Architektur

Eine der frühesten Reaktionen auf den Brutalismus begann in der Mitte des 20. Jahrhunderts (die 50er Jahre sind weithin als „Stunde Null“ der Postmoderne anerkannt) in Form einer metaphorischen Architektur, die – wie der Name vermuten lässt – Strukturen entwickelte, die von nicht-architektonischen Formen inspiriert waren. 

Diese architektonischen Simulakren (Kopien ohne Originale) nahmen Tiere als Inspiration für Gebäude (zoomorphe Architektur) und verschmolzen Baumaterialien mit der natürlichen Umgebung, um biomorphe Architektur zu schaffen.

Letztgenanntes Beispiel öffnet die Tür zum breiteren Kontext der Architekturphänomenologie, die architektonische Bestandteile so beeinflusst, dass sie auf die menschlichen Sinne einwirken und einen Zusammenhang mit unserem breiteren philosophischen Verständnis von unserem Platz in der Welt herstellen.

 

Der Beruf des Architekten

Am architektonischen Prozess sind viele Menschen beteiligt – Techniker und Bauingenieure zum Beispiel. Das wichtigste Glied im Architekturprozess aber ist natürlich der Architekt.

Architekten planen, entwerfen und leiten den Bauvorgang. Sie tragen also eine große Verantwortung für die öffentliche Sicherheit (einmal errichtete Gebäude sollen nicht einstürzen). Aus diesem Grund kann es lange dauern, bis man Architekt wird. Im Vereinigten Königreich sind es beispielsweise sieben Jahre, um ein voll qualifizierter Architekt zu werden (obwohl ein BA oder BSc in Architektur bereits nach drei Jahren abgeschlossen werden kann).

Meist arbeiten Architekten in kleinen Firmen mit geringer formaler Organisationsstruktur, auch wenn mittelgroße Firmen mit bis zu 50 Mitarbeitern in Abteilungen mit Design, Produktion, Geschäftsentwicklung, Finanz- und Bauverwaltung usw. unterteilt sein können.

Der Beruf des Architekten entwickelte sich aus der handwerklichen Tätigkeit der Steinmetze und Zimmerleute, welche zum Baumeister aufstiegen. Bis zum Beginn der industriellen Revolution gab es kaum einen Unterschied zwischen einem Architekten und einem Bauingenieur. Doch schließlich wurde die Kluft zwischen Ästhetik und struktureller Durchführung immer größer und trennte die beiden Berufe.

Um Architekt zu werden, benötigt man neben einer langjährigen Ausbildung in diesem Fachgebiet auch eine entsprechende Lizenz, ein Zertifikat oder die Registrierung bei einer zuständigen Stelle, wie z.B. dem RIBA, dem Royal Institute of British Architects in Großbritannien, oder der BAK, der Bundesarchitektenkammer in Deutschland.

 

Der architektonische Prozess 

Sobald ein Kunde einen Architekten beauftragt hat, liegt es in der Verantwortung des Architekten, ein Designkonzept zu erstellen, das nicht nur den stilistischen Erwartungen des Kunden entspricht, sondern auch von der zuständigen Behörde als geeignet für die erforderte Nutzung erachtet wird.

Der Architekt erhält Anweisungen – manchmal sehr detailliert, manchmal sehr offen – und unterbreitet dem Kunden erste Vorschläge, bevor er diese entsprechend den Änderungswünschen des Kunden überarbeitet. Designvorschläge bringen Fantasie und Pragmatismus des Architekten in ein ausgewogenes Verhältnis – die Fähigkeit, etwas Schönes zu entwerfen, das auch funktioniert!

Aus diesem Grund könnte man sagen, dass die besten Architekten diejenigen mit dem größten Weitblick sind – die Fähigkeit, alle Probleme zu erkennen, die bei der Umsetzung der architektonischen CAD-Zeichnungen am tatsächlichen physischen Standort auftreten können.

Sobald ein Entwurf vom Kunden „abgesegnet“ wurde, arbeitet der Architekt mit Bauingenieuren, Vermessungstechnikern und anderen Experten zusammen, um sicherzustellen, dass der Entwurf so nah wie möglich an den ursprünglichen Vorstellungen realisiert wird.

Während des gesamten Prozesses bleibt der Architekt in ständiger Verbindung mit dem Kunden, um sicherzugehen, dass dieser mit den Entwicklungen zufrieden ist. Ganz zu schweigen vom Kontakt mit lokalen und nationalen Behörden, um all die verschiedenen Bestimmungen und Bauvorschriften einzuhalten – das umfasst alles von der Ästhetik eines Gebäudes (Aussehen und Empfinden soll dem Gebiet entsprechen, in dem es sich befindet) bis hin zur Flächennutzung.

 

architecte

 

Architektur und Umwelt

Der Berufsstand der Architekten ist sich heute mehr denn je seiner ökologischen Verantwortung bewusst. Nachhaltigkeit, CO2-Neutralität und erneuerbare Energien sind alles wesentliche Bestandteile der Gestaltungsrichtlinien eines modernen Architekten.

Beim Entwurf eines Gebäudes achten Architekten von heute darauf sowohl während des Bauprozesses als auch über die gesamte Lebensdauer des Gebäudes hinweg CO2-Emissionen zu reduzieren. Sie suchen nach Möglichkeiten, erneuerbare Energiequellen zu nutzen. Sie beziehen die Materialien lokal, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern, der durch die Logistik des Materialtransports verursacht wird.

Bei all dem geht es nicht nur darum, dem Kunden ein begehrenswerteres „Produkt“ zu bieten, sondern oft auch darum, Vorschriften einzuhalten. Je umweltbewusster die Welt wird, desto strenger wird die Einhaltung nachhaltiger Bauprozesse.

 

Andere Arten von Architektur 

Beim Gedanken an Architektur, haben wir oft nur die Gebäudeplanung im Kopf. Doch der Begriff Architektur hat im Laufe der Jahre viele verschiedene Bedeutungen angenommen.

Die Geschäftsarchitektur befasst sich mit der Organisationsstruktur. Wie Personalressourcen organisiert sind, um organisatorische Effektivität zu erreichen.

Die kognitive Architektur befasst sich mit Theorien, wie der menschliche Verstand aufgebaut ist – wie wir die kognitive Psychologie mit Hilfe eines Computermodells zusammenfassen können.

Unternehmensarchitektur ist die systematische Entwicklung von Organisationsstrategien durch die Analyse von Unternehmensstrukturen und -prozessen und die Erfassung von deren Effektivität, Effizienz, Agilität und Dauerhaftigkeit.

Innenarchitektur ist die Gestaltung von Räumen innerhalb struktureller Grenzen, wie zum Beispiel die Umnutzung.

Landschaftsarchitektur bezieht sich auf die Gestaltung von Außenräumen, wie Parks und andere öffentliche Bereiche. Ihr Ziel ist es, sozial lohnende und ästhetische Ergebnisse zu erzielen.

Die Netzwerkarchitektur ist der Rahmen, in dem die spezifischen Teile eines Netzwerks verbunden, organisiert und eingerichtet werden, um ein effektives Kommunikationsnetzwerk zu schaffen.

 

 

 

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